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Salz - Brot und Salz ...

Salz. Es ist mir Ende der 50er Jahre wie ein Statussymbol erschienen …

Ich bin überzeugt, der Grundgedanke, es solle den Kindern immer besser gehen als ihren Eltern, ist die Basis jedweden Fortschritts. Kinder haben somit (auch) die gesellschaftliche Funktion eines vorantreibenden Motors. Gewiss ändert sich die Definition von „besser gehen“ mit den Jahren. Heutzutage hören sich die Kinder z.B. die „Litanei über das Erlernen eines sicheren Berufes oder über die zu niedrigen Bemessungsgrenzen für ALG 2″ an.

Ich folgere, somit hat jede Generation ihre kollektive und subjektive Erfahrung? Jedoch beginnt spätestens mit den jeweiligen „Litaneien“ auch die kollektive und subjektive Verantwortung der Eltern.

Erfahrungsgemäß bauen sich nämlich Kinder aus den Worten der Erwachsenen ihre eigene Welt. Es ist nicht ausschlaggebend, was Erwachsene mit ihren Worten bezwecken. Kinder geben dem Gehörten eine vollständig eigene Bedeutung, sind unbeeinflussbare Beobachter, ziehen persönliche Schlüsse und entwickeln daraus später auch ihre eigenen Abstraktionen.

In meiner Kinderzeit sind Bekenntnisse wie: ‚Lieber ein Leben lang nur noch trocken Brot und Salz essen – als noch eine einzige Bombennacht erleben müssen‘, Usus gewesen. Und ich erinnere mich, Angst vor Bombennächten gehabt zu haben, aber wenigstens ein paar Bonbons beiseitelegen zu wollen. Immer nur trockenes Brot und ausgerechnet Salz dazu? Ich hatte mit Letzterem schon erstaunliche Erfahrungen gemacht.

Salz. Es ist mir Ende der 50er Jahre noch immer wie ein Statussymbol erschienen, etwas unverzichtbar Wichtiges und es musste tatsächlich immer ausreichend im Haus sein. Ich weiss noch, jedes Mal beim Schreiben des Einkaufszettels wurde der Salzvorrat überprüft. Komischerweise ist aber das am häufigsten Geborgte auch Salz gewesen. Dauernd klingelte jemand und hatte einen leeren Salzstreuer dabei.

Auf meine kindliche Weise stellte ich mir vor, Salz habe sogar Macht über Leben und Tod. Recht früh „wusste“ ich beispielsweise, streut jemand Salz aufs Fensterbrett, bringt der Klapperstorch einen Jungen. Wollten alle Salzborger Söhne haben? Salz rangierte in der Wichtigkeit sogar hinter Zucker. Schon in frühster Kindheit hatte ich aus Erzählungen meiner Mutter und Oma begriffen, aus Rüben und sogar aus Holz kann Zuckerersatz hergestellt werden, aber zu Salz gibt es keine Alternative.

Kindliche Fantasie ist auch vom Wohlergehen abhängig. Bei Erwachsenen ist es ebenfalls so. Nur haben Kinder weniger Chancen, ihre Befindlichkeiten auszuleben. Erwachsene verschaffen ihrem Unbehagen oftmals auf genau die Weisen Luft, die Kindern verboten sind.
Jedenfalls erinnere ich mich lebhaft: Im Alter zwischen 9 und 10 Jahren, also während der Schwangerschaft meiner Mutter, habe ich nachgedacht, ob wohl Zuckerersatz oder Zucker oder Salz auf dem Fensterbrett verteilt worden war.

Nachdem meine Mutter mir eingeredet hatte, die Schwester wäre mein Wunsch gewesen, befürchtete ich, beim Fensterputzen unabsichtlich was Süßes aufs Fensterbrett gestreut zu haben. Das musste mir dann, von wem auch immer, als Wunsch ausgelegt worden sein. Ab und zu gefiel mir der Gedanke, meine Mutter habe extra für mich Zucker gestreut, damit ich so eine niedliche Schwester bekäme. Und während der endlosen Nächte, in denen ich dieses ewig schreiende Bündelchen im Stubenwagen hin- und herfahren musste, bin ich mir sicher gewesen, sie konnte nur aus Rübensirup sein.

Salz. Ich muss nochmal darauf zurück kommen: Kinder geben dem Gehörten eine vollständig eigene Bedeutung, ziehen persönliche Schlüsse, entwickeln daraus später auch ihre eigenen Abstraktionen.

Dazu schreibe ich später mal …

(ACR)

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Salz, Zucker und das die … —> hier weiterlesen 

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